Messerattacke in BusEin Opfer weiter in Lebensgefahr, Stadtfest in Siegen wird fortgesetzt
Eine Frau attackierte mehrere Menschen in einem Bus in Siegen, drei schwebten zunächst in Lebensgefahr. Zwei der Opfer haben sich inzwischen stabilisiert. Die Angreiferin wurde offenbar von Businsassen gestoppt.
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Nach der Messerattacke in einem Bus in Siegen, bei der am Freitagabend sechs Menschen verletzt wurden, schwebt eine Person in Lebensgefahr. Zwei weitere Opfer, die in der Nacht noch als ebenfalls lebensgefährlich verletzt eingestuft worden waren, sind mittlerweile in einem stabilen Zustand. Das sagte der zuständige Landrat Andreas Müller dem SPIEGEL. Drei weitere Personen hätten das Krankenhaus mittlerweile verlassen können.
Eine 32-jährige Frau hatte gegen 19.40 Uhr in einem Shuttlebus, der auf dem Weg zum Siegener Stadtfest war, offenbar wahllos mit einem Messer Menschen attackiert. Die Tat ereignete sich etwa fünf Kilometer vom Stadtfest entfernt auf Siegener Stadtgebiet. Alle Opfer stammen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein, sie sind zwischen 16 und 30 Jahre alt.
Attacke in Siegen: Messerangriff in Bus – sechs Menschen verletzt, drei lebensgefährlich
Der Siegener Bürgermeister Steffen Mues sprach in einer ersten Stellungnahme in der Nacht von »einer offenbar verwirrten Einzeltäterin«, die »unfassbares Leid über völlig unbeteiligte Menschen gebracht« habe. Laut der Polizei liegen keinerlei Hinweise für ein religiöses oder politisches Motiv vor. Die festgenommene Frau war nach SPIEGEL-Informationen wegen Betäubungsmitteldelikten bereits polizeibekannt, die Deutsche stellte sich nach der Tat der Polizei.
Wir möchten an dieser Stelle ganz deutlich klarstellen: Bei der 32-jährigen Tatverdächtigen handelt es sich um eine Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit und ohne Migrationshintergrund. Bitte unterlassen Sie die Spekulationen und Anfeindungen in jegliche Richtung! #Siegen
— Polizei NRW DO (@polizei_nrw_do) August 31, 2024
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Landrat Müller sagte, dass die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Terroranschlag in Solingen am vergangenen Freitag für das Siegener Stadtfest noch einmal deutlich erhöht worden seien. Unter anderem sei die Videoüberwachung erhöht und weitere Polizeikräfte angefordert worden. »Wir waren so gut vorbereitet, wie man vorbereitet sein kann, und trotzdem konnten wir diese Tat nicht verhindern«, sagte Müller dem SPIEGEL.
NRW-Innenminister Reul auf dem Weg nach Siegen
Noch in der Nacht hatte sich die Stadt dazu entschlossen, das über das Wochenende laufende Stadtfest fortzusetzen, diese Entscheidung stütze sich »auf die polizeilichen Erkenntnisse der Lage«, hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt Siegen. Die 32-Jährige soll im Laufe des Tages einem Haftrichter vorgeführt werden, möglich ist eine Einweisung in eine Psychiatrie.
Am Samstagmittag forderte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) eine schnelle Aufklärung der Tat. »Junge Menschen, in ausgelassener Stimmung, auf dem Weg zu einem Fest, werden ganz unvermittelt zu Opfern. Die Vorstellung, einem solchen Angriff in einem Bus ausgesetzt zu sein, lässt erschaudern«, sagte der Ministerpräsident. Er danke den Einsatzkräften und wünsche allen Verletzten schnelle und vollständige Genesung. »Ein besonderer Dank gilt dem Busfahrer sowie den mutigen Fahrgästen, die durch ihr Handeln wohl Schlimmeres verhindert haben«, so Wüst.
Laut einem Bericht der »Siegener Zeitung« hatte der Fahrer »geistesgegenwärtig reagiert«, den Bus sofort nach dem ersten Tumult im Fahrzeug zum Stehen gebracht und alle Türen geöffnet. Das habe den Fahrgästen die schnelle Flucht aus dem Bus ermöglicht. Die Frau sei dann von mehreren Bus-Insassen überwältigt worden. Die Zeitung zitiert den Siegener Bürgermeister Mues, ihm zufolge haben drei Frauen mit Migrationshintergrund die Angreiferin »kampfunfähig« gemacht. »Diese Frauen haben vermutlich Menschenleben gerettet«, so der Bürgermeister dem Bericht zufolge weiter.
Am Samstagvormittag machte sich auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) auf dem Weg nach Siegen. Er wolle, hieß es, sich ein Bild von der Lage vor Ort machen und mit Einsatzkräften ins Gespräch kommen. Vor einer Woche hatte ein syrischer Mann in Solingen bei einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und weitere teils schwer verletzt. Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus und werten die Tat als terroristischen Anschlag.
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Unabhängig von beiden Attacken hatte Reul am vergangenen Mittwoch ein »Lagebild Messerkriminalität« und einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, mit dem die Landesregierung die Zunahme von Messerdelikten im öffentlichen Raum bekämpfen will. Für dieses Lagebild waren Zahlen in allen 47 nordrhein-westfälischen Kreispolizeibehörden erhoben worden. Die Stadt Siegen liegt mit einer sogenannten Häufigkeitszahl von 22 auf dem achten Platz in NRW. Die Zahl setzt die Anzahl der Messerattacken in Proportion zur Bevölkerung.
tgk